Dienstag, 29. Dezember 2015

Gedanken: Zwischen den Jahren


Weihnachten ist vorbei, das neue Jahr steht in den Startlöchern. Es ist ein bisschen Vakuum, nicht der Zeitpunkt um etwas Neues anzufangen, weil es irgendwie schwebt, so wie eine Anfrage, auf die man noch keine Antwort bekommen hat, eine unbestätigte Freundschaftsanfrage, ein unbeantworteter Liebesbrief. 
Dieses Schon-wieder-ein-Jahr-um, eine Floskel bei der doch ein bisschen echte Ungläubigkeit mitschwingt. Was war vor zwölf Monaten alles anders. Da sind Menschen gekommen und manche gegangen, einige blieben. Da war Liebe und Trauer, Freude und Hass, geballtes Leben und auch zu viel des Guten. 
Das alte Jahr hat man schon losgelassen, das neue ist noch nicht da. 
Ich mag diese Tage, der Alltag hat nicht genug Zeit um zurück zu kommen, aber Feiertage sind es auch nicht. Vermutlich ist es die ambivalenteste Zeit die es gibt. Vorfreude und Wehmut sind bei mir gleichermaßen vorhanden und ich bin doch immer wider überrascht, dass die Zeit wirklich so schnell läuft. Wehmutsgedanken - wenn ich neunzig werden sollte, dann feier ich keine achtzig mal mehr Weihnachten und das finde ich ziemlich wenig. Vorfreudegedanken -  wenn ich neunzig bin habe ich vielleicht Enkel. Gefolgt von erleichtertem Gedankenabschhütteln, erstmal werde ich nächstes Jahr nur ein Jahr älter.






Ich lasse das Jahr Revue passieren und bin versucht einen Jahresrückblick zu schreiben. Ein Versuch, den ich beginne und wieder fallen lasse, mein Herz zieht mich nach vorne, aber ich weiß, dass es gut wäre, nochmals zu rekapitulieren. Stärken und Schwächen, gemachte Fehler und richtige Entscheidungen. Ich werde mich wohl doch noch durchringen, mein 2015 in einige Worte zu fassen. 
Ja, mein Herz zieht mich nach vorne - 2016. Ein neues Jahr ist zwar kein leeres Blatt, kein neues Leben, wir nehmen ja so viel mit, aber ein neuer Absatz, die Möglichkeit der Lebensgeschichte Wendungen zu geben, die man selbst nicht erwartet hat, Taten, die letztes Jahr nur Träume waren, Gedanken, die jetzt gedacht werden können, weil man reifer geworden ist und gelernt hat. 
Ich genieße das Vakuum, das Gefühl, nur zu existieren und nicht mehr. Bis am 01.01. langsam der Verstand zurückkehrt, am 02. wieder Alltag ist und spätestens am ersten Montag im neuen Jahr alles so ist, wie es schon immer war. Nur dass wir 2016 schreiben und den Januar über immer wieder die fünf, die wir aus Versehen noch schreiben, übermalen müssen. 

Liebste Grüße
Charlotte 

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