Sonntag, 23. August 2015

written: Melancholisches Zwischenspiel



Sie legt die Perlenstecker in das kleine Schälchen. Ihr Blick fällt in den Spiegel, sie sieht sich und erschrickt  ein bisschen. Jetzt ist sie also offizielle Studentin. Mit Studienbuch und Matrikelnummer. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt und mit ihm kommt die Ungewissheit ungebremst auf die zu, wie eine riesige Welle, die Angst zu ertrinken umklammert sie.
Unstet dräng sich eine Frage nach der anderen auf, zum Antworten bleibt keine Zeit. Sie wird überschüttet mit unbeantworteten Fragen und Forderungen an sich selbst, Zweifel und Skepsis legen sich wie ein schwerer Schatten über sie.





Wo ist sie in zehn Jahren, wo in einem halben? Seit wann ist sie kein Teenager mehr? Wann hat sie diesen turbulenten Lebensabschnitt hinter sich gelassen? Ihr ist es, als hätte sie eine magische Schwelle übertreten, erwachsen werden ist das wohl. Wann ist sie so erwachsen geworden, eigentlich, denkt sie, sind das doch nur Fragen, die sich Eltern stellen, wenn sie ihre Kinder sehen, aber so fühlt sie sich, wie ihr eigener Elternteil. Irgendwo dadrin spürt sie noch diese Kind, das sie beschützen muss, aber sie ist keines mehr. Angestrengt sieht sie sich an und versucht den Zeitpunkt zu finden, an dem sie sich so verändert hat.
Neustart. Kaum einer kennt sie dort an der Universität, ein unbeschriebenes Blatt. Sie sieht sich selbst. Arrogant, eingebildet oder einfach nur laut und selbstbewusst? Welches ist das korrekte Bild? Muss sie an sich etwas verändern, jetzt hat sie die Chance.
Sie zieht das Kleid aus, streckt den Rücken durch, steigt unter die Dusche. Heißes Wasser umhüllt ihren Körper, schenkt Geborgenheit und Zeit, um ihren nicht endenden Gedanken nachzuhängen.
Laut, frech, schlagfertig und fast schon arrogant. Soll das das Bild von ihr sein? Da ist dieser Druck, der Masse gefallen zu wollen, aber sie war noch nie eine glatte Tischdecke. Ist jetzt der Zeitpunkt, sie zu reinigen, stärken und zu glätten? Ihre ganzen Eigenarten machten es ihr nie leicht, Starrsinn und Dickköpfigkeit sind nicht immer die besten Ratgeber, oft genug führte das zu Streit und Differenzen. Wie ein kleiner Hurrikan floss das Wasser ab, stetig sich in eine Richtung drehend in die Tiefe. Aber dieses gesellschaftskonforme Bild, das sie abgeben muss, um zu gefallen, das war nicht sie, ist sie noch nie gewesen.
Das Wasser wird kälter, der Boiler war leer. Unentschlossen greift sie zum Handtuch. Abermals fällt ihr das Spiegelbild auf. Auge in Auge stehen sie sich gegenüber. Sie lächelt. Warum sollte sie sich ändern?






Habt einen schönen Sonntag!
Charlotte 



1 Kommentar:

  1. Schöner Blog, mir gefällt deine Mischung aus Food und Travel. Hast jetzt einen Leser mehr ;)
    Liebe Grüße,
    Julia
    Dandelion Dream

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